Schwerpunkt der Arbeit des Ostalb-Lehrteams ist die Kinder- und Jugendleichtathletik. Wichtige Zielsetzungen für diesen Bereich sind in folgendem Referat zu finden, das Fred Eberle (WLV-Lehrwart und DLV-Beauftragter für Kinderleichtathletik) am 17. April 2002 gehalten hat.


Referat Kinderleichtathletik 

Teil 1: Das Beziehungs- und Bewegungsfeld Leichtathletik

Teil 2: Das Fähigkeitsprofil der Leichtathletik

Teil 3: Die Bedeutung des Bewegungsrhythmus




1. Das Beziehungs- und Bewegungsfeld Leichtathletik

Prinzipien, Inhalte und Methoden des Trainings

Die Bewegungen der Kinder – Bewegungsformen:

  • Leichtathletik ein Bewegungsfeld
  • Leichtathletik ein Erlebnis- und Handlungsfeld
  • Leichtathletik ein Begegnungsfeld

Das Beziehungsfeld Leichtathletik:   LAUFEN – SPRINGEN – WERFEN

Motive – Erfahrungen – Anlagen – Entwicklungen

Die Sinngebung der Leichtathletik:

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Die Leichathletik braucht für alle Trainingsabschnitte immer eine sehr breite sportliche Orientierung

Dauerhafte Impulse für die Leichtathletik können nur Spiel-, Übungs- und auch Trainingsformen entwickeln, die auf die individuellen Fähigkeiten und Interessen des Einzelnen und der Gruppe abgestimmt sind.

Der ständig mögliche Vergleich ist nur in einer sozialen Einheit fördernd zu nutzen. Spielen, lernen, erproben, entdecken, wetteifern, sind prägende Faktoren in einer individuellen Persönlichkeitsentwicklung.

Die Entwicklung in der Leichtathletik, einerseits in koordinativ-technisch-konditioneller Hinsicht, andererseits besonder sauch in motivational-sozialer Hinsicht zu fördern, bedarf es pädagogisch und methodisch ausgearbeiteter Inhalte für jeden Trainingsabschnitt.

Forderungen an die Leichathletik in Schule und Verein:

Die Leichtathletik…

… muß den natürlichen Bewegungsbedürfnissen breiten Raum geben.

… muß entwicklungs- und altersgemäß sein und baut sich damit langfristig und behutsam auf.

… muß das Gelingen ermöglichen.

… entwickelt, übt, festigt, die wesentlichen Bewegungsformen, -muster und –teile.

… muß variabel sein, koppelt unterschiedliche Bedingungen.

… muß besondere Situationen bewältigen, setzt situative Wendigkeit voraus.

Methodische Grundsätze

  • Eine große Zahl von abwechslungsreichen Übungsmitteln schafft unterschiedliche und ständig neue, sich verändernde Situationen
  • Je breiter, vielgestaltiger, neuartiger, auch ungewohnter die Anforderungen sind, desto breiter ist der Aufforderungscharakter
  • Je „kniffliger“ sich eine Aufgabenstellung präsentiert, sich über das entdeckende Lernfeld entwickelt, um so effektiver verläuft de leichathletische Fähigkeitsentwicklung.


Leichtathletik ist Leistungen ausbilden – Leistungen erproben und fördern – Fähigkeiten entwickeln, Erfolge ermöglichen, Kinder befähigen

Die Leichtathletik muß auf die Interessen und Fähigkeiten des Einzelnen und der Zielgruppe abgestimmt sein

Vielseitigkeit und Abwechslung anstatt Eintönigkeit in der Auswahl und Zusammenstellung der Inhalte („In der Variation liegt die Motivation.“)

  • Spiel, Üben, Lernen, Trainieren, Schulen, Wetteifern sind ureigene Merkmale der Leichathletik
  • Grundlegende Veränderungen der Wettbewerbe, vor allem im Teambezug, verändern die Herausforderungen
  • Entwicklung von Persönlichkeiten – Primat des SelbstVernetzung aus der Kinderleichathletik in die Talentfindung und in die Talentbewahrung
  • Brückenschlag von der Kinderleichtathletik zur Jugendarbeit ermöglichen
  • Langfristig und behutsame Übergänge von der Grundausbildung zum Grundlagen- bis hin zum Leistungstraining schaffen


    2. Das Fähigkeitsprofil der Leichtathletik

    Koordinative Fähigkeiten sind die Basis der Leichathletik

    An die koordinative Ausbildung einzelner Teilbereiche ist eine Verbesserung und Steigerung der gesamten Bewegungsfähigkeiten in der Leichtathletik gekoppelt.

    Die Fähigkeiten im Einzelnen:

    Die Orientierungsfähigkeit ist die Fähigkeit, bei gewollten und ungewollten Bewegungen die Orientierung im Raum nicht zu verlieren. Sie steht immer dann im Vordergrund, wenn…

    • es eng wird,
    • etwas im Weg steht,
    • Raum und Abstände eingehalten werden müssen,
    • Begrenzungen und Hindernisse wahrgenommen werden müssen,
    • Situationen sich ständig ändern, so daß Orientierung gefordert ist,
    • ungewöhnliche Körperpositionen eingenommen werden,
    • ungewöhnliche Bewegungsabläufe durchgeführt werden.

    Die Differenzierungsfähigkeit ist die Fähigkeit, einen Bewegungsablauf sicher, ökonomisch und genau auszuführen. Sie steht im Vordergrund wenn…

    • die Bewegungen auf ein Ziel abgestimmt werden müssen,
    • Bewegungen präzise ausgeführt werden müssen,
    • Bewegungen kräftemäßig auf unterschiedliche Bedingungen abgestimmt werden müssen.

    Die Reaktionsfähigkeit ist die Fähigkeit, auf verschiedene Reize schnell zu reagieren. Sie steht im Vordergrund, wenn…

    • schnell angetreten werden muß,
    • das Lauftempo variiert wird,
    • auf Überraschungen reagiert werden muß,
    • das Bewegungsverhalten in der Bewegung korrigiert werden muß.

    Die Gleichgewichtsfähigkeit ist die Fähigkeit, den Körper im Gleichgewicht zu halten bzw. das Gleichgewicht wiederherzustellen. Sie steht im Vordergrund, wenn…

    • eine Balancierstrecke bewältigt werden muß,
    • aus der Bewegung heraus statische Positionen eingenommen werden müssen,
    • aus unüblichen Körperbewegungen das Gleichgewicht wiederhergestellt werden muß,
    • Beschleunigungen im sicheren Stand abgefangen werden müssen,
    • von einer Bewegung auf eine andere umgeschaltet werden muß,
    • ungewöhnliche Bedingungen spontan gemeistert werden müssen.

    Die Kopplungsfähigkeit ist die Fähigkeit, verschiedene Bewegungsphasen zu verbinden bzw. Teilbewegungen aufeinander abzustimmen. Sie steht im Vordergrund, wenn…

    • Bewegungen der Extremitäten aufeinander abgestimmt werden,
    • Bewegungen von Personen aufeinander abgestimmt werden,
    • Personen und Geräte aufeinander abgestimmt werden.

    Die Anpassungs- und Umstellungsfähigkeit umfaßt die Fähigkeit in einer gegebenen Situation angemessen zu handeln. Sie steht im Vordergrund, wenn sich neue Situationen auf Grund von örtlichen, sachlichen und personalen Veränderungen ergeben.

    Die Rhythmus- und Rhythmisierungsfähigkeit umfaßt die Fähigkeit, einen Bewegungsablauf in dem eigenen Rhythmus auszuführen bzw. Bewegungen nach einem von außen vorgegebenen Rhythmus zu gestalten. Sie steht im Vordergrund, wenn…

    • ein Rhythmus in Bewegung umgesetzt werden muß,
    • die Bewegung an rhythmische Bedingungen angepaßt werden muß,
    • der Rhythmus von Bewegungen realisiert werden muß,
    • Bewegungen verschiedener rhythmischer Struktur verbunden werden.

    2_Rhythmus___Leichtathletik.jpg


    3. Die Bedeutung des Bewegungsrhythmus

    • Rhythmus bestimmt Bewegungen, Teilbewegungen – ohne Rhythmus ist letztlich keine Bewegung möglich.
    • Rhythmus ist der Ausdruck des Lebens (… lebendig sein).
    • Rhythmus ordnet, strukturiert, leitet Bewegungen (Begriff: Bewegungsrhythmus)
    • Jede motorische Koordination steuert sich über den Rhythmus, läßt sich über den Bewegungsrhytmus steuern und regeln.
    • Rhythmus wird geprägt durch sich gegenseitig beeinflußende, abhängige Gegensätze (z.B. schnell – langsam, Spannung – Entspannung).
    • Rhythmus ermöglicht eine bestimmte Bewegungsaktion (z.B. gehen, laufen, schreiten, rennen, …)
    • Bewegungsrhythmus kann entdeckt, erfahren werden.
    • Rhythmus muß sich zunehmend entwickeln, verbessern.
    • Bewegungsrhythmus vermittelt sich über Spiel-, Übungs- und Trainingsformen („Lehrweisen“).
    • Bewegungen sind über den Rhythmus spürbar und sichtbar (innerer und äußerer Rhythmus).


    Bewegungsrhythmus verdeutlicht und zeigt sich durch in sich verflochtene,

    dynamische, zeitliche, räumliche und formal-gestalterische Dimensionen.

    1. Bewegungsformen – Bewegungsgestaltung wie schwingen, kreisen, drehen, beugen, strecken, recken, federn, hüpfen, … auch in Bewegungsaktionen wie laufen, springen, werfen, …

    2. Bewegungszeit – Zeitliche Differenzierung (z.B. langsam-schnell), Geschwindigkeitsstrukturen, Beschleunigung, …

    3. Bewegungskraft – Dynamische Strukturen (z.B. Anspannen-Entspannen), Belastungsrhythmus (straffen-lockern, drücken-ziehen, schieben, halten, stoßen).

    4. Bewegungsraum – Dimensionale Aspekte (z.B. klein-groß), … dies sind körperlich-räumliche Begrenzungen wie eng-weit, hoch-tief, nah-fern, … auch: rechts-links, oben-unten.